12. Juli 2022

Sept-Îles – Île aux Perroquets

Heute steht der eigentliche Grund dieser Reise auf dem Programm. Wir stehen auf und schauen nervös hinaus. Es ist etwas bedeckt, aber scheinbar fast windstill. Tina meint, dass es hoffentlich noch etwas aufreisst.

Mir dagegen sind die Wolken ziemlich egal – wenn es denn nur nicht anfängt zu stürmen. Ich erkläre wieso das so ist – nämlich weil Überfahrten auf die Île aux Perroquets bei Weitem nicht immer möglich sind.

Mit dieser Hoffnung checken wir im Hotel aus, wo wir den bestellten Lunch ausgehändigt bekommen – wiederum mit der kühlen, eher unfreundlichen Art analog Vortag.

Wir fahren nach Westen und halten vor Sheldrake zwar am Strassenrand, aber mit Aussicht, um das offerierte Essen zu begutachten und teilweise zu verspeisen.

Wir kommen um 8:30, und somit eine halbe Stunde vor der abgemachten Zeit (9:00) in Longue-Point-de-Mingan an, begeben uns aber trotzdem bereits zum Treffpunkt, da das Wetter nicht besser geworden ist. Hier warte auf uns der Versammlungsort der Gemeinde, dessen Mittelpunkt nebst kleinem Veteranenmuseum diese Versammlungshalle zu sein scheint.

Wir werden von einer Dame empfangen, die bestätigt, dass wir besser jetzt als später ablegen. ABER: Wir warten noch auf weitere Gäste.

Diese lassen sich enorm viel Zeit und treffen erst um 9:30 ein. Meine Sympathie wird nicht gesteigert, als sich die Herrschaften mit offensichtlich US-Amerikanischem Akzent auch jetzt noch nicht beeilen.

Unsere “Rezeptionistin” ruft dann aber zum Glück zum sofortigen Aufbruch und wir fahren zum Parkplatz am Ableger.

Dort wird auch der Kapitän aktiv und schiebt mit dem Pickup das Boot ins Meer.

Über den wackeligen Steg erreichen wir beide mit den vier weitern Gästen den Kahn, der uns zur Insel bringen soll. Der Kapitän ist schätzungsweise 70 Jahre alt und leider ausschliesslich des hier üblichen französischen Dialekts mächtig. Trotzdem versucht er etwas Konversation zu betreiben und macht mich auf die phoques (Robben) aufmerksam.

Bald darauf ist die Île aux Perroquets in Sicht, wenn auch in ziemlich dichten Nebel getränkt. Uns ist das Wetter in diesem Moment egal – wir freuen uns !

Am vorgelagerten Steg werden wir nebst einem jungen Herrn von einer älteren Dame empfangen, die uns unser Gepäck – wir haben nebst Rucksäcken nur eine Tasche mitgenommen – abnehmen möchte. Wir lehnen dankend ab und tragen unsere Sachen bis aufs Eiland.

Hier werden wir von Raphael, dem jungen Herrn, der sich als kanadischer Ranger outet, begrüsst. Auf die Nachfrage, wer denn die Führung/Erklärungen gerne auf französisch oder englisch hören möchte, melden sich alle bei zweiterem. Die vorhin bereits genannte Dame wirkt daraufhin etwas enttäuscht und macht sich mit dem mit Gepäck beladenen Quad auf den Weg zum Leuchtturm. Wir werden später erfahren, dass sie, Jeannine, die Witwe des letzten Leuchtturmwärters ist und nur französisch spricht. Sie hätte die Führung in französischer Sprache geleitet.

Nach der kurzen Einweisung und Verteilung der Zimmer, bei der wir auch die zweite Hüterin der Insel, Suzanne, kennenlernen, machen wir uns sofort auf, um die ersten Vögel zu sehen. Die Interessen der anderen Touristen liegen anderweitig und so kommen wir uns nicht in die Quere.

Hier wird Vollpension geboten und so “müssen” wir schon bald zurück zum Mittagessen. Bei der Gelegenheit werfen wir auch einen Blick in die restlichen Zimmer des Leuchtturmwärterhauses.

Gekocht wird hier fast ausschliesslich mit örtlich verfügbaren Produkten. Suzanne erklärt jedes Teller mit viel Sorgfalt und auch Inbrunst und wir geniessen die gebotenen Mahlzeiten dadurch umso mehr!

Danach gehen wir natürlich nochmals raus, obwohl das Wetter nicht besser ist, und auch während des Nachmittags nicht mehr besser wird. Die Perroquets (Papageientaucher / Puffins) stört das nicht heftig, jedoch sind sie aufgrund der Gezeiten eh nicht allzu aktiv.

Bald wird zum Apéro gerufen, welches aus Popcorn sowie einem örtlich inspirierten Getränk (u.a. mit Gin, Moos und Wildbeeren) besteht.

Zum Abendessen tischen die beiden Damen dann richtig auf und freuen sich auch über unsere positiven Rückmeldungen. Sie haben mittlerweile ausserdem mitbekommen, dass wir des französischen mächtig sind, was den “Faktor Liebe” in unserem Essen sicher nicht schmälert.

Interessant ist die Weinkarte inklusive den aufgerufenen, nach meinem Verständnis zu tiefen, Preisen.

Wir bedanken uns herzlich für das Abendessen und verabschieden uns ziemlich früh in die Nachtruhe. Hintergedanke ist der Wetterbericht für morgen, der uns schönsten Sonnenschein verspricht.

Gute Nacht!

Gefahrene Km: 174

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